Mückenmonitoring - Was bedeutet das?
Das Wort "Monitoring" bedeutet Überwachung. Im konkreten Beispiel des Mückenmonitorings werden Stechmücken überwacht. Das heißt, es wird überprüft, an welchen Orten welche Mückenarten zu welcher Zeit vorkommen. Hierzu muss man Mücken (oder auch deren Larven, Puppen oder Eier) sammeln, zählen und identifizieren. Gegebenenfalls wird auch untersucht, ob die gefangenen Mücken mit Krankheitserregern (z.B. West-Nil-Virus, oder dem Dengue Virus) infiziert sind.
Was sind Tigermücken und warum muss man sie überwachen?
Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) sind relativ klein und haben einen schwarzen Körper mit deutlich sichtbaren weißen Streifen (Abbildung 1).
Abbildung 1: Zeichnung einer weiblichen asiatischen Tigermücke (links, Ingeborg Schleip) und Foto einer mit Blut vollgesaugten weiblichen asiatischen Tigermücke (rechts, Foto: Ingeborg Schleip).
In den letzten 30 Jahren hat sich die asiatische Tigermücke weltweit stark verbreitet und ist mittlerweile auch in einigen Regionen Deutschlands angekommen. Die Tigermücke ist ein wichtiger Überträger diverser Krankheiten, wie zum Beispiel des Chikungunya-Fiebers, Denguefieber und Zika.
Die Gefahr, dass es bei uns in Deutschland zu Epidemien dieser Krankheiten kommt, ist relativ gering. Kleine lokale Ausbrüche sind allerdings denkbar, wenn sich zum Beispiel ein Reisender im Ausland mit einem der drei Viren infiziert hat und dann in Deutschland von einer Tigermücke gestochen wird. Damit sich der Virus in der Mücke vermehren kann, müssen die Außentemperaturen hoch genug sein und die Mücke muss lang genug leben, damit sich der Virus in ihr vermehren kann. Falls dies der Fall ist, könnte eine solche Mücke einen anderen Menschen während der Blutmahlzeit infizieren.
Abgesehen von der potenziellen Gefahr als Krankheitsüberträger ist die Tigermücke eine äußerst aggressive, tagaktive Mückenart, welche einem das unbeschwerte Leben im Garten zur Hölle machen kann. In befallenen Gebieten wird man oft, sobald man einen Garten betritt, von vielen Mücken gleichzeitig angeflogen und gestochen. So macht das Spielen im Sandkasten, der Kaffeeklatsch oder die Grillparty keinen Spaß.
Tigermückenmonitoring - Wie funktioniert das?
Bei einem Mückenmonitoring ist es am effektivsten, wenn man erwachsene Stechmücken fängt. Biogents' Forscherfallen BG-Sentinel, BG-Pro und BG-GAT wurden speziell für das Monitoring von Tigermücken (Aedes albopictus) und Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) entwickelt und werden weltweit zur professionellen Stechmückenüberwachung verwendet. Mittlerweile gibt es hierzu hunderte wissenschaftliche Publikationen.
Tigermückenmonitoring in Fürth
Seit 2020 werden die Tigermücken in Fürth überwacht. Die ersten Exemplare wurden im Herbst 2019 von mehreren Bürgern gefangen und dem Mückenatlas zugeschickt. Dies ist ein Citizen Science-Projekt, in dem interessierte Bürger helfen, Daten zur Stechmückenverbreitung in Deutschland zu erheben. Gut erhaltene Mücken werden an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung geschickt, wo sie dann von Wissenschaftlern identifiziert werden. Die Stadt Fürth wurde über den Fund einer Tigermücke informiert und über die Problematik aufgeklärt. So konnte bereits sehr zeitnah im Frühjahr 2020 mit einem Tigermückenmonitoring begonnen werden. Hierzu hat die Stadt die Biogents AG beauftragt.
Für das Tigermückenmonitoring kamen in Fürth zwei Fallentypen zum Einsatz:
BG-Pro: Das ist eine aktive Saugfalle (Abbildung 2A), welche die Mücken mit Hilfe von CO2 und einem künstlichen menschlichen Hautduft anlockt. Sie imitiert sozusagen einen Menschen und lockt deshalb vor allem Mücken an, welche auf der Suche nach einer Blutmahlzeit sind. Diese Falle hat sehr hohe Fangraten und fängt Tigermücken sowie alle anderen Mückenarten, wie z.B. Hausmücken und Überschwemmungsmücken. Somit können also viele unterschiedliche Mückenarten überwacht werden. Ihr Funktionsprinzip und ihre Fangleistung entspricht der einer BG-Mosquitaire CO2 Falle, welche für Endkunden angeboten wird.
BG-GAT: GAT steht für Gravid Aedes Trap. Diese passive Falle (Abbildung 2B) benötigt keinen Strom und kein CO2 und ist sehr spezifisch für asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) und Denguemücken (Aedes aegypti), welche bereit zur Eiablage (gravid) sind. Die Falle besitzt alle Eigenschaften einer idealen Tigermückenbrutstätte. Sie hat allerdings in ihrem Inneren eine Klebefläche, auf welcher die Mücken gefangen werden.
Abbildung 2: Fotos der beim Tigermückenmonitoring in Fürth eingesetzten Mückenfallen BG-Pro und BG-GAT.
Im Jahr 2021 wurden die Mückenfallen in der Südstadt in mehreren Kleingartenanlagen und dem Wohngebiet aufgestellt, in welchem bereits im Jahr zuvor Tigermücken gefangen wurden. Die benachbarten Gebiete, in welchen bisher noch kein Vorkommen von Tigermücken bekannt war, wurden auch überwacht, allerdings nur mit den BG-GAT Fallen. Diese Gebiete schließen an das Bekämpfungsgebiet an.
Was sagen die Mückenfangdaten aus?
Das Monitoring ermöglicht es, viele Fragen zu beantworten:
- Wann fängt die Mückensaison an und wann hört sie auf?
-> Der ideale Zeitpunkt und Zeitraum für Bekämpfungsmaßnahmen kann somit bestimmt werden.
- Welche Mückenarten sind vorhanden?
-> Bekämpfungsstrategien unterscheiden sich für unterschiedliche Mückenarten.
- In welchen Stadtgebieten sind die Tigermücken etabliert? Und wo sind die „Hotspots“?
-> Die Mücken können gezielt dort bekämpft werden, wo es am dringendsten notwendig ist, und man kann erkennen, falls sich die Tigermücken im Stadtgebiet weiter ausbreiten.
- Sind die Bekämpfungsmaßnahmen erfolgreich?
-> Falls die Fangzahlen nicht sinken, müssen die Maßnahmen verstärkt werden.
Wie werden Tigermücken bekämpft?
Tigermücken legen ihre Eier mit Vorliebe in oftmals kleinen Ansammlungen von sauberem Wasser ab. Das erklärt auch, warum sich die Tigermücken bei uns in Gärten und Kleingartenanlagen so wohl fühlen: dort finden sie unzählige, mit Wasser befüllte Gießkannen, Zisternen, Regentonnen, aber auch Topfuntersetzer, Sandkastenspielzeug und Ähnliches. Wenn die Mücken nicht gerade ihre Eier ablegen, oder auf Nahrungssuche sind, halten sie sich mit Vorliebe im schattigen Gebüsch auf – und auch dieses finden sie in unseren Gärten.
Die Tigermückenbekämpfung in Fürth wurde von der Firma APC AG durchgeführt. Dabei kamen unterschiedliche Techniken zum Einsatz:
- Eliminierung von potentiellen Brutstätten
- Behandlung von nicht-eliminierbaren Brutstätten (z.B.) Gullys, Zisternen, Regentonnen mit BTI (Bacillus thuringiensis israelensis)
- Aufstellen von 560 BG-GAT Fallen zum Abfangen von Mücken, die bereit zur Eiablage sind
BG-GAT Fallen zur Bekämpfung von Tigermücken?
Ja, zusätzlich zu den von uns betriebenen Monitoring-Fallen wurden weitere 560 BG-GAT Fallen als Bekämpfungsmaßnahme eingesetzt. Diese Strategie ist sinnvoll, denn jede weibliche Tigermücke legt in etwa 100 Eier und verteilt diese auf mehrere Brutstätten, wovon viele sehr schwer auffindbar sind. Es gibt bereits mehrere Citizen Science bzw. Nachbarschaftsprojekte zur Tigermückenbekämpfung mit BG-GAT Fallen, oder einer Kombination aus BG-GAT und BG-Mosquitaire Fallen. Ein Beispiel ist eine in einer Fachzeitschrift publizierte Studie, welche in der von Tigermücken stark befallenen Kleinstadt University Park in den USA durchgeführt wurde.
Abbildung 3: Foto der Klebefläche aus dem Inneren einer in Fürth verwendeten BG-GAT Tigermückenfalle. Man kann deutlich eine Vielzahl von Tigermücken erkennen.
Ergebnisse des Tigermückenmonitorings in Fürth
Wo sind die Tigermücken in der Stadt Fürth verbreitet?
Auf den beiden Karten in Abbildung 4 sieht man die Standorte der 38 BG-GAT und 8 BG-Pro Monitoring-Fallen. Je dunkler der Kreis oder das Dreieck gefärbt ist, desto mehr Tigermücken wurden am jeweiligen Standort im Laufe der gesamten Tigermückensaison 2021 gefangen. Es fällt auf, dass die Kleingartenanlagen Süd I & II, sowie die angrenzende Kalbsiedlung am stärksten betroffen waren.
Abbildung 4: Standorte der im Jahr 2021 in Fürth eingesetzten A) BG-GAT und B) BG-Pro Monitoring-Fallen. Je dunkler der Kreis bzw. das Dreieck, je mehr Tigermücken wurden an der jeweiligen Position im Laufe der Saison gefangen.
Wie ist der zeitliche Verlauf?
Die erste Tigermückenaktivität wurde von beiden Fallentypen in KW 23 (Anfang Juni) nachgewiesen. Die BG-Pro Fallen fingen in KW 41, also Mitte Oktober erstmals keine wirtssuchenden Tigermücken mehr, während die BG-GATs zu dieser Zeit noch die letzte Aktivität von eiablagewilligen Tigermücken nachgewiesen haben.
Was ist anders im Vergleich zu 2020?
In diesem Jahr wurden die Bekämpfungsmaßnahmen kontinuierlicher und umfassender durchgeführt als im Jahr 2020. Das lag zum einen daran, dass die für die Bekämpfung notwendigen finanziellen Mittel 2021 bereits im Frühjahr bewilligt wurden. Im Vorjahr wurden die vom Mückenatlas gemeldeten Tigermückenfunde erst einmal durch das Biogents Monitoring bestätigt und man musste erst ein Gefühl für die Ausbreitung der Tigermücken bekommen. Des Weiteren wurden bereits 2020 mögliche kryptische Brutstätten kartiert und konnten somit dieses Jahr schneller aufgefunden werden.
Da letztes Jahr bereits ein Monitoring durchgeführt wurde, können wir deutlich aufzeigen, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Tigermücken in Fürth im Jahr 2021 erfolgreich waren: Abbildung 5 zeigt die durchschnittlich pro BG-GAT gefangenen weiblichen Tigermücken pro Kalenderwoche im Jahr 2020 (graue Linie) und 2021 (blaue Linie). Im Jahr 2020 stieg die Tigermückenpopulation ab KW 29 sehr stark an und blieb dann 3 Monate auf einem sehr hohen Niveau, welches in etwa zehn Mal so hoch war wie dieses Jahr! 2021 stieg die Anzahl gefangener Tigermücken auch in der Kalenderwoche 29 an, allerdings nur sehr leicht. Danach blieben die Tigermückenfangraten während der gesamten Saison auf einem niedrigen Niveau.
Abbildung 5: Mittelwert der pro BG-GAT Falle gefangenen weiblichen Tigermücken in Fürth in den Jahren 2020 (graue Linie) und 2021 (blaue Linie) pro Kalenderwoche.
Moment mal, mich haben die Mücken aber regelrecht "aufgefressen"!
Bei vielen Fürther Bürgern ist 2021 bestimmt der Eindruck entstanden, dass unglaublich viele Mücken unterwegs waren. Wie kann es sein, dass im Vorjahr bis zu zehn Mal mehr Tigermücken pro Woche gefangen wurden, ich mich dieses Jahr aber sehr stark von Mücken belästigt gefühlt habe?
Es stimmt, dass 2021 vor allem im Hochsommer sehr viele Mücken unterwegs waren. Das waren allerdings zum Großteil Überschwemmungsmücken. Das können wir mit Gewissheit aussagen, da unsere BG-Pro Fallen diese Mücken in großer Anzahl gefangen haben. Diese Mückenart kommt nicht jeden Sommer vor, sondern nur dann, wenn viel Regen und/oder Schmelzwasser zu Überschwemmungen führen. Diese Mückenart schlüpft dann massenhaft und bleibt für einen begrenzten, relativ kurzen Zeitraum bestehen. Überschwemmungsmücken unterscheiden sich in ihrer Biologie grundsätzlich von den Tigermücken. Deshalb haben Maßnahmen, welche der Bekämpfung von Tigermücken dienen, kaum Einfluss auf Überschwemmungsmücken.
Der zeitliche Verlauf von Tigermücken, Überschwemmungsmücken und Hausmücken wird in Abbildung 6 gezeigt. Es ist deutlich erkennbar, dass in KW 29, 31 und 33 um ein Vielfaches mehr Überschwemmungs- und Hausmücken als Tigermücken unterwegs waren. In Kalenderwoche 31 wurden zum Beispiel etwa 10-mal mehr Überschwemmungsmücken als Tigermücken in den BG-Pro Fallen gefangen. Es ist daher verständlich, wenn man den falschen Eindruck hatte, dass nichts gegen die Tigermückenplage gemacht wurde.
Abbildung 6: Mittelwerte der im Jahr 2021 pro BG-Pro Falle gefangenen Tigermücken (rote Linie), Überschwemmungsmücken (gelbe Linie), und Hausmücken (grüne Linie) pro Kalenderwoche.
Wie geht es 2022 weiter?
Die erwachsenen Tigermücken sind bei den niedrigen Außentemperaturen in Fürth mittlerweile gestorben. Ausgerottet sind sie deshalb aber leider nicht, weil ihre abgelegten Eier überwintern. Da es unmöglich ist, alle abgelegten Eier ausfindig zu machen, wird es im Jahr 2022 wieder Tigermücken in Fürth geben.
Die Stadt plant bereits für das Jahr 2022, wieder ein Tigermückenmonitoring und Bekämpfungsmaßnahmen durchzuführen. Weil am Ende der Tigermückensaison 2021 in Gebieten, in denen nicht bekämpft wurde, wiederholt Tigermücken gefangen wurden, soll das Bekämpfungsgebiet im nächsten Jahr weiter ausgedehnt werden.