Anti-Mücken-Apps – Funktionieren die wirklich?

Von Christian Pöppl 25. Juni 2019

Ich befinde mich gerade nach einem sehr anstrengenden Fünf-Stunden-Flug im Duty-Free-Bereich eines Flughafens in Schweden. Meine Ex-Frau wollte schon immer mal gemeinsam mit mir nach dorthin fahren, um Urlaub zu machen. Ihr gegenüber habe ich mich immer erfolgreich wehren können und Urlaub im Süden durchgesetzt. Gegen eine Geschäftsreise ist es allerdings etwas schwerer sich zu wehren und da es um die Intensivierung der Zusammenarbeit im Team geht, nahm ich die Reise in Kauf. So blieben mir immerhin vier Koffer, diverses Spielzeug und Schmusedecken für die Kinder erspart und ich konnte meinen Handgepäck-Trolley entspannt an der langen Schlange des Gepäckbandes vorbeischieben.

Um der Moderne des Nordens zu folgen, habe ich auch die Flugtickets und Reiseunterlagen auf meinem Handy gespeichert. Damit rette ich nicht nur ein paar Bäumen das Leben, sondern muss auch weniger Papierkram mit mir rumtragen und spare somit viel Platz in meinem Gepäck.

Anti-Mücken-AppDas erste, das mir hier am Flughafen in die Augen springt, sind Mosquitosprays in sämtlichen Ausführungen. Normalerweise findet man an Flughäfen Snacks, Getränke und Geldwechselautomaten. Aber Mückenschutz? Damit habe ich in dieser Masse nicht gerechnet. Fast in jedem Shop stehen im Schaufenster Mückenrepellents, kühlendes After-Bite-Gel und ähnliches. Aber auch hier bleibe ich meinem Motto dieser Geschäftsreise treu: Schleppe so wenig Ballast wie möglich mit dir herum. Somit setze ich die nächsten paar Tage auf eine App, die verspricht mit Ultrasound durch die Handylautsprecher die Plagegeister von mir fernzuhalten.

Im Hotel angekommen sortiere ich meine Klamotten, lade mir eine Mückenabwehr-App herunter und aktiviere sie. Ich bin etwas unter Zeitdruck, denn ich habe schon den ersten Termin mit meinem Team. Wir wollen uns an der Hotelbar auf die nächsten gemeinsamen Tage einstimmen. Bei diesen Preisen kann man ein exzellentes Bier erwarten, leider werde ich auch schon enttäuscht, denn das schwedische Bier kommt dem bayrischen bei Weitem nicht nahe. Als es bereits Mitternacht ist, gehe ich ins Bett und erwarte für den nächsten Morgen schon schlimme Kopfschmerzen. Aber es sind nicht die Kopfschmerzen, die mich am nächsten Tag quälen. Es sind die unzähligen Mückenstiche! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die App gestern eingeschaltet habe und auch mein Handy behauptet felsenfest, dass die App aktiv ist.

Neuer Tag, neue App, neues Glück. Aber auch den nächsten Bar-Abend überstehe ich nicht unversehrt und finde mich am nächsten Tag noch vor dem Frühstück in einer Apotheke wieder, wo ich mir eine Kortisoncreme kaufe. Dieses Mal bin ich vielleicht aber auch selbst Schuld an meinen Schmerzen, da ich das Handy in der Hosentasche hatte und der angeblich mückenvertreibende Ultrasound-Ton eventuell nicht so gut ausgestrahlt werden konnte. Dennoch beschließe ich diesen Abend in meinem Hotelzimmer zu bleiben, um meiner Haut eine Erholung zu genehmigen. Soviel zu meinem Vorsatz. Nachdem bereits der dritte Kollege fragt, ob ich zum Essen mitgehe, starte ich mit der eingeschalteten App Nummer 3 in den Kampf in ein nahegelegenes Restaurant.

Mückenabwehr-App Nummer 3 soll sogar wissenschaftlich geprüft sein und ist mit 5 von 5 Sternen bewertet. Dieses Mal kann nichts schief gehen! Aber auch heute ist das Glück nicht auf meiner Seite. Die Erdnüsse an der Bar schmecken tatsächlich auch hier trocken und alt, und das Bier wird mit jeder geöffneten Flasche immer schlechter. Kurz nach Mitternacht passiert das Unfassbare: Ich habe mein Handy auf dem Tisch liegen und wollte gerade eine Nachricht lesen. Da fällt mir eine Mücke auf, die um mein Handy herumschwirrt – und tatsächlich mitten auf dem Bildschirm landet! Der „Mosquito Blocker“ für 2,95 € ist selbstverständlich in Betrieb.

Zurück im schönen Bayern bin ich dem Ganzen etwas näher auf den Grund gegangen. Warum habe ich so viele Mückenstiche, obwohl die Apps doch angeblich wissenschaftlich getestet sind? Antworten finde ich hierzu recht schnell:

  • Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass „Sound“ im hochfrequenten Bereich Mücken abschreckt. Im Gegenteil, es gibt sogar eine Studie, die zeigt, dass die Stechrate von Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) durch kommerziell erhältliche Ultrasound-Mückenrepeller erhöht wird!
  • Außerdem ist ein Teil der Handy-Lautsprecher ist nicht einmal in der Lage, Töne im Ultraschallbereich zu erzeugen.

Wen das nicht überzeugt, muss sich unbedingt dieses Video aus dem Biogents-Auftragsforschungslabor ansehen! Hier ist zu sehen, was passiert, wenn man ein Handy mit eingeschalteter Anti-Mücken-App in einen Käfig mit Mücken hält:

 

 

Nächstes Mal informiere ich mich besser, bevor ich wieder zu modern unterwegs bin, und setze auf Reisen wieder auf die altbewährten Methoden. Ein gutes Mückenrepellent riecht zwar nicht unbedingt gut, es funktioniert aber!

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